9.º Encuentro hispano-alemán de cultura 9. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung
Bei diesem Vorschlag wird das „locutorio“ (die Telefonzelle) als gemeinsamer Ort des Zugangs zur Kommunikation mit den Familien „auf der anderen Seite“ neu erschaffen. Wir schlagen eine Installation vor, die als Dispositiv oder Aufbewahrungsgegenstand fungiert, der die Erinnerungsgeschichte unserer Eltern und das Erinnerungsandenken der in der Diaspora geborenen Söhne und Töchter vermittelt. Dieser Raum wird als ein Ort der Annäherung errichtet, der in den migrantischen Gesellschaftsteilen eine wichtige Rolle spielt, aber auch als ein Beispiel für epistemische Gewalt gegenüber rassifizierten Menschen ist.
Die zentrale Installation, die den Großteil des Raums einnimmt, bildet mehrere abgegrenzte Räume, in denen Videos projiziert werden, um eine immersive Atmosphäre zu schaffen. In jeder dieser Kabinen wird ein Telefon platziert, mit dem man die Gespräche unserer Väter und Mütter anhören kann, die die Wände der Kabinen durchquert haben und deren Erinnerungsgeschichte sind. Die Gespräche der „anderen“ werden mit poetischen Versen der Dichterinnen Sanae und Salma verwoben, die aus dieser Geschichte-Erinnerung-Andenken hervorgehen und eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Vergangenheit mit den nostalgischen Gedanken vermischt, die aus der Erinnerung an die Kindheit erwachsen. Die projizierten Videos werden unsere Erinnerungsandenken und unsere eigenen Archive sein. Alles ist das Ergebnis dessen, was wir als Verbindung zur „anderen Seite“ aufbewahren. Wir werden aus unseren eigenen Archiven, unseren eigenen Erinnerungen schöpfen, um die Frage nach der Notwendigkeit vielfältiger Erinnerungen anzusprechen.
Unsere Väter und Mütter haben Gespräche, Glückwünsche und Grüße abgekürzt, in gewisser Weise wurden sogar unsere Wörter kapitalisiert, eingeschränkt und marginalisiert. Durch dieses Projekt interpretieren wir die Telefonzelle, indem wir sie vom Nicht-Ort zum zentralen Ort des Empfangens machen, wo jede Reise zu einer Zeit der Ungewissheit, der Angst und der Sehnsucht wird, um dann in eine Realität zurückzukehren, in der die Beziehung bis zum nächsten Anruf unterbrochen ist. Durch dieses Erinnerungsandenken erinnern wir uns, die Söhne und Töchter der Diaspora, an diese Momente als ein paar Sekunden schnellen Sprechens, des Beherrschens der Sprache, manchmal des „Grüß mal, aber nur schnell, das Guthaben ist gleich aufgebraucht…“, an das Ende der Verbindung. In unserer Vorstellung ist dies auch heute noch der gängige Weg, um Geld zu schicken, denn in jeder rassifizierten Familie träumt man zunächst davon, an einem besseren Ort zu leben, davon, dass die Dinge gut genug laufen, um denjenigen, die bleiben konnten, Geld zu schicken. In der Installation Alló? Labas? wird ein Dialog hergestellt, der die Erfahrungen mehrerer Generationen mit demselben Gefühl in Beziehung setzt, mit einem Blick auf die Welt, der weit gefasst, manchmal widersprüchlich, unentschlossen, schwer zu bewohnen, aber vor allem fordernd ist.
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