30 sep 01 oct 2024 30 sep 01 okt
Memorias
Erinnerungen

9.º Encuentro hispano-alemán de cultura 9. Deutsch-Spanische Kulturbegegnung

Projekt IRMGARD - Ein Alphabet des Gedenkens von María María Acha-Kutscher und Tomás Ruiz-Rivas

Dieses künstlerische Projekt besteht aus 26 Triptychen, die eine nicht offizielle Geschichte aus der Zeit des Aufstiegs und Niedergangs des nationalsozialistischen Regimes in der Stadt München darstellen. Sie basieren auf den Erinnerungen, die Irmgard Kutscher und Juan Acha ihrer Enkelin María María, Mitautorin dieses Projekts so wie auch Autorin der Zeichnungen, übermittelt haben. Das Wörterbuch besteht aus einer Auswahl von Begriffen und Namen von A bis Z, aus denen die Autor*innen Bilder und literarische Texte erstellt haben, um eine Erzählung über die genannte historische Periode zu konstruieren. Dieses Projekt ist eine Hommage an Irmgard und betont die Dimension der historischen Wiedergutmachung für die Opfer des nationalsozialistischen Regimes sowie die der patriarchalen Strukturen, die in unseren Gesellschaften vorherrschen.

Beschreibung

Großmutter Irmgard wurde 1918 in München geboren. Ihr Vater, Artur Kutscher, war ein renommierter Intellektueller, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität, sowie Gründer der Theaterwissenschaft. In den späten 1930er Jahren lernte sie Juan Acha, einen peruanischen Chemiestudenten mit afrikanischen Herkunftsmerkmalen kennen. Kurz nach Kriegsausbruch heirateten sie 1939, unter Missachtung des in den Nürnberger Gesetzen verankerten Rassenhygienegesetzes. Infolge der Heirat verlor die Großmutter die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihr erstes Kind wurde 1941 Opfer des Kinder-Euthanasie-Programms. Im Jahr 1942 wurden sie mit ihrem zweiten Kind nach Peru deportiert. Irmgard erhielt ihre deutsche Staatsangehörigkeit nie wieder zurück. Sie starb 2015 in Lima.

Das Wörterbuch besteht aus einer Auswahl von Begriffen und Namen von A bis Z, aus denen die beiden Künstler María María und Tomás Bilder und literarische Texte erstellt haben, um eine Erzählung über den genannten historischen Zeitraum zu entwickeln. Die Geschichte wird aus einer emotionalen Sichtweise heraus erzählt und besteht aus Fragmenten, die erst als Ganzes betrachtet, einen Sinn ergeben. Das Ergebnis ist eine historische Erzählung, die auf intuitiven mentalen Assoziationen beruht, wobei Irmgard im Zentrum eines umfangreichen Netzwerks von Figuren, historischen Ereignissen und kulturellen Referenzen steht.

Das Format des Wörterbuchs spiegelt den fragmentarischen Charakter der Erinnerung wider, jenes unwillkürliche „Erscheinen“, das Walter Benjamin in seinen Thesen zur Geschichtsphilosophie beschreibt, und zwingt den Leser, die möglichen zeitlichen Abläufe in seiner Vorstellung zu rekonstruieren. Das Projekt basiert auf umfangreichen und akribischen Recherchen, der Durchsicht von Fotoarchiven der Stadt München, der Bibliografie aus dieser Zeit, insbesondere der Autobiographie von Artur Kutscher, sowie dem Studium der deutschen Kunst und des Grafikdesigns in der Zwischenkriegszeit. Jeder der Buchstaben, der den Triptychen überschrieben ist, verwendet eine in Deutschland entworfene Schrift, wie die Futura von Paul Renner aus dem Jahr 1927. Die in Schwarz auf neutralem Hintergrund aufgelösten Bilder spielen mit zahlreichen ikonografischen und stilistischen Bezügen der Epoche, u. a. mit Anspielungen auf den Expressionismus, das Bauhaus, das Werbedesign der 1920er Jahre und die offizielle Architektur des Nationalsozialismus. Mit anderen Worten: Das gesamte Projekt wird auf Grundlage einer für sein Werk charakteristischen Intertextualität entwickelt. Unter der Oberfläche des Bildes finden wir ein Netz kultureller Bezüge, die transversale Lesarten der historischen Erzählungen bietet.

Das Wörterbuch besteht aus 26 Triptychen, von denen jedes einen Eintrag im Wörterbuch darstellt und einen Buchstaben des Alphabets von A bis Z, eine Zeichnung und eine Kurzgeschichte mit dem entsprechenden deutschen Wort oder Ausdruck als Titel enthält. Die Drucke sind 42 x 42 cm groß und auf Hahnemühle-Papier mit pigmentierten Tinten gedruckt.

Projekt 'IRMGARD - Ein Alphabet des Gedenkens' von María María Acha-Kutscher und Tomás Ruiz-Rivas
Projekt 'IRMGARD - Ein Alphabet des Gedenkens' von María María Acha-Kutscher und Tomás Ruiz-Rivas
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